Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochen

St. Gabriel

Mor Gabriel (594-668), Abt und Metropolit:

"Gabriel, der guten Männer Haupt,
der erweckte die Toten und der befreite
alle Besessenen, war ein Segen!" 

Der heilige Gabriel ist der berühmteste Sohn Beth Kustans und der Hauptheilige des Tur Abdin. Sein Leben stellt einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Klosters von Kartmin dar, das später nach ihm benannt wurde. Von diesem Kloster aus leitete er zwei Diözesen, die von Tur Abdin und jene von Dara. Während der Eroberung Tur Abdins durch die Araber handelte er mit dem raschidischen Kalifen Umar einen Vertrag aus, der die Rechte der Christen in diesem Gebiet sicherte.

In der Erinnerung lebte Mor Gabriel als ein heiliger Mann, dem Propheten Elia gleich. In der Chronik von Kartmin lesen wir, dass er mit Gottes Hilfe drei Tote zum Leben erweckte: Seinen Freund und Abt des Klosters "Dayro Daslibo", den Sohn einer Witwe aus Sigun und einen Jungen aus Olin.

Im Alter von 70 Jahren schickte der Heilige Gabriel einige Männer mit Ochsen nach Beth Debe (Badebe), um einen Stein ins Kloster zu transportieren. Der Stein war so schwer, dass die Ochsen ermüdeten und vier Meilen vor dem Ziel aufgeben mussten. Als der Heilige Gabriel den schweren Stein sah, befahl er allen Leuten im Kloster, beim Transport des Steines mitzuhelfen. Auf diesen Befehl Gabriels verließen sogar die Toten ihre Ruhestätte um mitzuhelfen.
Er sah sie voller Verwunderung an, denn er hatte diese Männer noch nie zuvor im Kloster gesehen. Als sie ihm erzählten, dass sie Tote seien und auf seinen Befehl auferstanden sind, warf sich der Heilige vor ihnen nieder und bat um Vergebung.
Auch ein Besessener, der im Kloster angekettet war, befand sich unter ihnen. Die Toten hatten ihn von seinen Fesseln befreit. Auf ihre Gebete und mit Gottes Hilfe wurde der schwere Stein schließlich ins Kloster transportiert und in der großen Kuppel der Theodora abgelegt.

In einem Traum sah er, dass seine Zeit zu sterben gekommen war. Er rief seine Schüler zu sich und begann zu beten und zu bitten für alle, die im Namen Gottes leben. Am 23. Dezember 668 starb der Heilige Gabriel um 9 Uhr im Alter von 74 Jahren. 

Die gesamte Bevölkerung Tur Abdins nahm an seiner Beerdigung teil, darunter auch 10 Bischöfe, 2700 Priester und Ministranten. Wegen des großen Andranges wurde dabei ein 10-jähriger Junge zu Tode getrampelt. Auf seine Fürbitten wurde der Junge wieder zum Leben erweckt. Die Legende sieht in Mor Schemun d-Zayte (Simon von den Oliven) diesen Knaben.

Die bemerkenswertesten Taten des Heiligen Gabriels sind aber diejenigen, die er nach seinem Tode bewirkte und zwar mittels seiner Reliquien: Übernatürliche Energie schien aus seinen Knochen hervorzutreten, besonders aus dem rechten Arm und den Fingern der rechten Hand. Als die Pest im Tur Abdin wütete, wurde der Leichnam Gabriels exhumiert und aufrecht in der Kirche aufgestellt, um der Pest ein Ende zu erbitten. Sein rechter Arm wurde abgetrennt und nach Hah gebracht, um auch dort ein Ende der Pest herbeizuführen. Und so geschah es auch.
Dieses Wunder geschah 126 Jahre nach seinem Tod.

Ihm sind drei Feiertage gewidmet: der 23. Dezember, der Neue Sonntag sowie der 31. August.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, der dich, Heiliger Gabriel, auserwählt hat.

Mehr über das Leben dieses großen Mannes:

» Die Geschichte von Mor Schmuyel, Mor Schemun und Mor Gabriel von Dr. A.Palmer., Verlag Bar Hebräus, Losser-Holland, 1983
» Die Geschichte des Klosters Mor Gabriel von F.Y. Dolabani, Bar Hebräus-Verlag, Losser-Holland, 1991.

(Bücher sind in aramäischer Sprache)